Verkehrswende durch Angebote – nicht durch den Kampf gegen das Auto
11.8.2024
Zusammenfassung: Mobilitätsprojekte in Luxemburg und ihre Relevanz für Hamburg
- Kostenfreier ÖPNV: Luxemburg bietet seit 2018 kostenlosen öffentlichen Nahverkehr für alle, finanziert durch Steuergelder. Dies kostet etwa 40 Millionen Euro jährlich. Der Fokus liegt auf der Erhöhung der Mobilität für finanziell schwächere Schichten.
- Politischer Wille als Schlüsselfaktor: Luxemburg investiert stark in die Verkehrsinfrastruktur. 2022 wurden pro Kopf etwa 600 Euro für Schieneninfrastruktur ausgegeben, im Vergleich zu knapp über 100 Euro in Deutschland.
- Moderne Mobilitätsknotenpunkte: Luxemburg setzt auf moderne, multifunktionale Verkehrsstationen, die Tram, Bus, Radverleih und Standseilbahnen kombinieren. Solche Stationen gibt es neunmal in der Hauptstadt.
- Herausforderungen: Der ländliche Busverkehr bleibt trotz aller Investitionen eine Schwachstelle, ähnlich wie in Deutschland. Luxemburg plant jedoch den Ausbau des Bahnnetzes bis 2027 und Investitionen in Pendler-Infrastrukturen.
- Radinfrastruktur: Luxemburg hat innovative Lösungen wie Fahrrad-Highways und über 50 Meter hohe Fahrradbrücken, um die Mobilität der Radfahrer zu verbessern, trotz herausfordernder Topografie.
- Vergleich zu Hamburg: Während Luxemburg mit seinem kompakten, aber ambitionierten Ansatz Vorreiter in der Verkehrswende ist, kämpft Hamburg mit unausgewogener Verkehrspolitik. Hier wird der Autoverkehr oft einseitig zugunsten des Radverkehrs verdrängt, was zur Fällung historischer Bäume und zur Reduktion von Parkplätzen führt. Luxemburgs Ansatz zeigt, dass eine ausgewogene Verkehrspolitik möglich ist, ohne die Bedürfnisse von Autofahrern zu vernachlässigen.
- Relevanz für Hamburg: Luxemburgs Modell verdeutlicht, dass Mobilitätskonzepte nicht nur auf den Radverkehr fokussiert werden sollten, sondern eine ganzheitliche, auf die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer ausgerichtete Strategie erfordern. Hamburg könnte von Luxemburg lernen, wie man eine nachhaltige Verkehrswende umsetzt, ohne dabei die städtische Infrastruktur oder die Pendler zu vernachlässigen.
Link zur Quelle:
Hier folgen die Zahlen, Daten und Fakten, die Hamburg mit Luxemburg vergleichbar machen:
1. Bevölkerung:
- Hamburg: Ca. 1,85 Millionen Einwohner.
- Luxemburg: Ca. 660.000 Einwohner.
2. Fläche:
- Hamburg: 755 km².
- Luxemburg: 2.586 km² (etwa dreimal so groß wie Hamburg).
3. Pendler:
- Hamburg: Über 350.000 Pendler täglich aus dem Umland.
- Luxemburg: Rund 200.000 Pendler täglich, davon ca. 50.000 aus Deutschland (v.a. Saarland und Region Trier).
4. Anzahl der Autos:
- Hamburg: Ca. 800.000 zugelassene Fahrzeuge (ca. 430 Autos pro 1.000 Einwohner).
- Luxemburg: Rund 480.000 zugelassene Fahrzeuge (ca. 700 Autos pro 1.000 Einwohner, höchste Autodichte in der EU).
5. ÖPNV-Investitionen pro Kopf:
- Hamburg: Vergleichsweise niedrigere Investitionen, genaue pro-Kopf-Zahl nicht verfügbar, jedoch deutlich unter Luxemburg.
- Luxemburg: 600 Euro pro Kopf für die Schieneninfrastruktur (2022).
6. Schieneninfrastruktur:
- Hamburg: Umfangreiches U-Bahn- und S-Bahn-Netz, jedoch mit deutlichem Ausbaubedarf.
- Luxemburg: Modernstes Bahnnetz Europas bis 2027 geplant, hoher Takt bei Verbindungen, z.B. Sieben-Minuten-Takt zwischen Luxemburg und Frankreich.
7. Radwege und Fahrradinfrastruktur:
- Hamburg: Starker Ausbau von Radwegen, oft verbunden mit dem Verlust von Parkplätzen und Straßenbäumen, auch in Nebenstraßen.
- Luxemburg: Innovative Lösungen wie Fahrrad-Highways und 50 Meter hohe Fahrradbrücken, jedoch ebenfalls Herausforderungen durch topografische Gegebenheiten.
Diese Daten verdeutlichen die Unterschiede und Parallelen zwischen Hamburg und Luxemburg, insbesondere hinsichtlich der Herausforderungen und Strategien in der Verkehrspolitik. Während Luxemburg mit seiner Größe und Investitionsbereitschaft einen sehr fortschrittlichen Ansatz verfolgt, kämpft Hamburg mit der Balance zwischen verschiedenen Verkehrsformen und den damit verbundenen städtischen Veränderungen.
Nun der ergänzende Vergleich zu den Bevölkerungszahlen innerhalb und außerhalb der Kerngebiete von Hamburg und Luxemburg:
Hamburg:
- Gesamtbevölkerung: Ca. 1,85 Millionen Einwohner.
- Kernstadt (Innenstadt und angrenzende Bezirke):
- Der Bezirk Hamburg-Mitte, der viele zentrale Stadtteile umfasst, hat ca. 300.000 Einwohner.
- Insgesamt leben in den zentralen Stadtteilen (wie Altona, Eimsbüttel) etwa 900.000 Menschen.
- Randbezirke und äußere Stadtteile (z.B. Wellingsbüttel, Bergedorf, Harburg, Wandsbek):
- Ca. 950.000 Menschen leben in diesen äußeren Stadtteilen und Randbezirken.
Luxemburg:
- Gesamtbevölkerung: Ca. 660.000 Einwohner.
- Stadt Luxemburg (Kernstadt):
- Ca. 130.000 Einwohner leben in der Stadt Luxemburg, die Hauptstadt und größte Stadt des Landes.
- Außerhalb der Stadt Luxemburg:
- Ca. 530.000 Menschen leben in den ländlichen Gebieten und kleineren Städten Luxemburgs. Dies umfasst Pendlerdörfer und Randgemeinden, die oft gut an Luxemburg-Stadt angebunden sind.
Vergleich:
- Hamburg ist eine viel größere und dichtere Stadt als Luxemburg-Stadt, aber ähnlich wie in Luxemburg lebt ein erheblicher Teil der Bevölkerung in Randbezirken oder ländlichen Gebieten, die vom Stadtzentrum aus pendeln.
- In Hamburg leben fast die Hälfte der Einwohner in äußeren Bezirken und Randgebieten, die eine Mischung aus dichterer Bebauung und suburbanen bzw. ländlicheren Charakteristika haben.
- In Luxemburg lebt ein Großteil der Bevölkerung außerhalb der Hauptstadt, oft in kleinen Städten und Dörfern, die stark mit der Hauptstadt verbunden sind.
Dieser Vergleich unterstreicht, dass sowohl Hamburg als auch Luxemburg vor der Herausforderung stehen, ihre Verkehrsinfrastruktur so zu gestalten, dass sie sowohl den Bedürfnissen der zentralen städtischen Bevölkerung als auch der Pendler gerecht wird, die aus den äußeren Stadtteilen oder ländlichen Gebieten kommen. Und bitte nicht die Fußgänger und Kita- und Schulkinder bei allem vergessen.